| May 25, 2017
| May 25, 2017
Aus dem Kontext gerissene Arien, die Blicke der Anderen, Rollen, die zu nahe gehen, der Respekt vor Wagner. Für dieses Interview traf ich die Sopranistin Kristine Opolais in ihrem Hotel in Leipzig. Es war sehr warm und bewölkt und wir saßen draußen. Von Zeit zu Zeit fiel etwas Regen. Immer, wenn Opolais lachte, lehnte sie sich ein wenig nach vorne – ihre Schultern bildeten dann über ihren Arm ein Dreieck mit ihrer Hand, ihr Handgelenk drückte sie durch. Wir tranken Kaffee und aßen kleine Kuchen dazu.
Kristine Opolais: Das Lied ist mittlerweile so bekannt, dass es fast schon wie ein Popsong klingt. Man kann sagen, es ist zu bekannt. Eigentlich zeige ich dem Publikum am liebsten neue Stücke. Das Lied an den Mond ist für mich deshalb der schwierigste Teil des Programms. Es hat eine schöne Melodie, die aber nichts über irgendeine Rolle aussagt.
Nein. Das ist eher so etwas wie ein ›Hallo‹ zum Publikum.
Das ist schwierig. Ich war in technischer Hinsicht nie wirklich eine bedachte, ruhige Person. Es gibt viele Sänger, die ihren Klang und ihre Technik wirklich beherrschen können. Für mich bedeutet Klang ohne Gefühl und Schauspiel nichts. Ich bin eine Künstlerin – keine Liedsängerin, sondern Opernsängerin. Für mich funktioniert nichts ohne Schauspiel.
Es ist schon merkwürdig – bei meinem ersten Vorsingen an der Bayerischen Staatsoper, zwei Jahre bevor ich dort die Rusalka war und nachdem Nina Stemme ihren Auftritt in einer Produktion von Martin Kušej abgesagt hatte, bekam ich nichts. Sie sagten mir nur: ›Danke sehr. Bis bald!‹ Und später kam dann Rusalka, was zu einem großen Erfolg wurde. Genau das Gleiche am Covent Garden: Genau zwei Jahre, bevor ich dort mein Debüt als Madame Butterfly hatte, sang ich Un Bel Dì, Vedremo – und niemand hat dem auch nur ein kleines bisschen Aufmerksamkeit geschenkt. Mir fällt es sehr schwer, zu zeigen, wer ich bin und was ich tun kann in dieser Kunstform, wenn ich nur eine einzelne Arie singen kann.
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Shostakovich: Symphony No. 14 Andris Nelsons, conductor